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Trio – D.Parton, L.Ronstadt, E.Harris (1989)

AMIGA 856434
(1 Exemplar – eigene Sammlung)

Covertext

Es ist in der Country Music übliche Praxis, daß selbst Spitzenstars ihren Kollegen bei Schallplattenaufnahmen assistieren. Sie übernehmen meist die „harmony vocals“ genannte zweite oder dritte Stimme im Satzgesang. Erst kürzlich wirkte Emmylou Harris in zwei Aufnahmen der LP „Pontiac“ (1988) von Lyle Lovett, einem der interessantesten Vertreter der „New Traditionalists“, mit. Auch mit Dolly Parton und Linda Ronstadt hatte Emmylou schon auf diese Weise zu-sammengearbeitet, so auf ihrer 1981er LP „Evangeline“. Auf der Bühne sind die drei Freundinnen gelegentlich gemeinsam zu erleben. Es lag also nahe, ein gemeinsames LP-Projekt zu starten, zumal die Erwartungen vieler Country-Fans in diese Richtung gingen. Von Januar bis November 1986 arbeiteten Dolly, Emmylou und Linda an den Aufnahmen und im März 1987 kam „Trio“ in den USA auf den Markt – erfolgreich, wie unschwer vorauszusehen war.

Emmylou Harris wurde am 2. April 1949 in Birmingham/Alabama geboren, studierte an der Universität von North Carolina und trat Ende der 60er Jahre in der Folk-Szene von Washington in Erscheinung. 1971 traf sie Gram Parsons, der die sich zunehmend „elektrifizierenden“ Byrds verlassen hatte, um die Flying Burrito Brothers zu gründen. Mit ihm verband sie eine enge persönliche und künstlerische Beziehung. Durch Parsons wurde sie an Musik von George Jones, Ralph Stanley oder den Louvin Brothers herangeführt. Parsons‘ früher Tod am 19. September 1973 ging ihr sehr nahe, und sie wollte die Musik ganz an den Nagel hängen. Doch gute Freunde überredeten sie zum Weitermachen und so begann Emmylou ihre bis heute anhaltende erfolgreiche Solokarriere. 1975 hatte sie mit dem Louvin Brothers-Song „If I Could Only Win Your Love“ ihre erste Top Ten-Notierung und mit Buck Owens‘ „Together Again“ im Folgejahr die erste Nr.1. Von Country-Rock- und Folk-Background ausgehend, entwickelte sich Emmylou immer mehr zu einer Bewahrerin von Country-Traditionen bis hin zu reinem Bluegrass, wie auf der 1980er LP „Roses In The Snow“ oder der 1987er, inzwischen 15. LP „Angel Band“ mit fast ausschließlich gecoverten Bluegrass Gospels. Ihre Mitwirkung an „Trio“ erscheint in noch deutlicherem Licht, wenn sie erklärt: „Ich hatte mich früher immer als Harmonie-Sängerin betrachtet und auch meine Solo-Alben so angelegt. Manchmal pflege ich diese Tradition auch heute noch.

Dolly Rebecca Parton kam am 19. Januar 1945 auf einer Farm bei Locust Ridge/Tennessee zur Welt. Sie hatte elf Geschwister, darunter die ebenfalls als Countrysängerin tätige Schwester Stella. Mit 5 schrieb sie ihren ersten Song, mit 10 tingelte sie bereits bei Radio- und TV-Stationen, mit 13 trat sie in der Grand Ole Opry auf, mit 19 ging sie nach Nashville, um als Songschreiberin zu arbeiten. Um diese Zeit entstand mit „Coat Of Many Colours“, einer Reflektion ihrer ärmlichen Kinderzeit, eines ihrer wichtigsten Lieder. Nach zwei kaum beachteten LP wurde sie ab 1967 durch die Porter Wagoner Show im US-Fernsehen bekannt. Bis 1974 dauerte ihre Duettpartnerschaft mit Porter Wagoner, währenddessen sie bereits 1970 mit Jimmie Rogers‘ „Muleskinner Blues“ in die Top Ten kam, die sie 1971 mit „Joshua“ erstmals anführte. Spätere Hits waren „Love Is Like A Butterfly“, „9 to 5″ oder im Duett mit Kenny Rogers „Island In The Stream“, ein Bee Gees-Song. Dolly zog sich durch ihre Ausflüge in Pop-Gefilde immer wieder Kritikerschelte zu, gegen die sie sich wie folgt rechtfertigte: „Ich bin am besten, wenn ich die alten und einfachen Lieder singe, aber wenn ich es in diesem Business zu etwas bringen will, muß ich auch Pop machen.“

Die Dritte im Bunde ist die am 15. Juli 1947 in Tucson/Arizona geborene Linda Ronstadt, die Mitte der 70er Jahre mit den New Union Ramblers und den Stone Poneys sang und 1969 eine Solo-Laufbahn einschlug. Ihr musikalisches Material ist sowohl stilistisch als auch z.T. personell im Umfeld der Eagles angesiedelt, zu ihren Produzenten zählte Fete Asher, einst Mitglied des Duos Peter & Gordon und mit dem Lennon/McCartney-Song „A World Without Love“ in der Rockgeschichte notiert. Asher produzierte auch 1977 Linda’s Version von „Blue Bayou“ (Orbison/Melson), der ihr bekanntester Song sein dürfte. In den letzten Jahren experimentierte Linda Ronstadt drei LP lang mit Big Band-Sounds, jüngstes Ergebnis ist eine LP mit tex-mex-beeinflußter Musik („Canciones De Mi Padre“), auf der sie sich der Tradition ihrer spanischsprechenden Vorfahren annimmt.

Die Songs der vorliegenden LP reichen von Traditionals wie „Rosewood Casket“ und „Farther Along“ bis zu Dolly Parton’s in authentischer Folk Tradition angesiedeltem Song „Wildflowers“ („Die Berge lebten von wilden Blumen und ich war wild, sogar wilder als sie …“). Dazwischen eine Reihe von Coverversionen, unter denen „To Know Hirn Is To Love Him“ besonders auffällt. Im Text handelt es sich um eine Inschrift, die Autor Phil Spector dem Grabstein seines Vaters entnommen haben soll: „Ihn zu kennen, heißt ihn zu lieben“. Dieser Familiensinn ist nirgendwo mehr ausgeprägt als in der Country Music und so erhält der Song, in einen neuen Kontext gestellt, einen neuen Stellenwert. „Trio“ ist eine weitgehend akustische Produktion. Als Musiker herausragend sind der Multiinstrumentalist David Lindley (Mandoline, Kona-Hawaii-Gitarre, akustische Gitarre, Autoharp, Dulcimer in „Rosewood Casket“), Emmylou Harris‘ langjähriger Gitarrist Albert Lee, hier ausschließlich akustische Gitarre, auch Mandoline und der Fiddler Mark O’Conner (auch Mandoline).

„Trio“ ist somit ein Beitrag zum derzeitigen positiven Trend der Rückbesinnung auf traditionelle Musizierweisen in der Country Music, der moderne Einflüsse nicht ausspart, doch Country Music wieder in den musikalischen Kontext ihres historischen Backgrounds stellt.

Ulrich Gnoth (1988)

Titelliste

A1 – THE PAIN OF LOVING YOU – 2:32
(Dolly Parton/PorterWagoner)

A2 – MAKING PLANS – 3:36
(Johnny Russell/Voni Morrison)

A3 – TO KNOW HIM IS TO LOVE HIM – 3:48
(Phil Spector)

A4 – HOBO’S MEDITATION – 3:17
(Jimmie Rodgers)

A5 – WILDFLOWERS – 3:33
(Dolly Parton)

A6 – TELLING ME LIES – 4_26
(Linda Thompson/Betsy Cook)

B1 – MY DEAR COMPANION – 2:55
(Jean Ritchie)

B2 – THOSE MEMORIES OF YOU – 3:58
(Alan O’Bryant)

B3 – I’VE HAD ENOUGH – 3:30
(Kate McGarrigle)

B4 – ROSEWOOD CASKET – 2:59
(Trad./Arr.: Avie Lee Parton)

B5 – FARTHER ALONG – 4:10
(Trad./Arr.: John Starling/Emmylou Harris)

Übernahme von WEA Musik GmbH, Hamburg/BRD
„Originalaufnahme Warner Bros. Records Inc. (P) 1987″

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Design & art direction: Kosh/Ron Larson
Lithografie und Druck: VEB VMW „Ernst Thälmann“,
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