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Cream (1984)

AMIGA 856005
(1 Exemplar – eigene Sammlung)

Covertext

„Wir suchen neue Klänge. Ein Intervall, eine Kombination oder irgend etwas, das es früher nicht gegeben hat. Die meisten Leute achten darauf nicht, es sei denn, sie sind an Musik besonders interessiert. Aber das kümmert uns nicht: Wir würden nicht richtig arbeiten, wenn das alles nicht aus uns herausbräche und es uns nicht gefangennähme. Unser Ziel sind Improvisation und Aufführungen, die sich ständig aus sich selbst erneuern.” Diese Worte Eric Claptons umreißen recht gut die Konzeption der Gruppe Cream, die in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre die Entwicklung der Rockmusik entscheidend beeinflußte. Die Beatles hatten einige Jahre mit relativ unkomplizierten Songstrukturen Erfolg; Millionenauflagen ihrer Platten und zahllose Epigonen degradierten alles Kreative, Originale jedoch bald zum Klischee. Immer mehr Musiker suchten deshalb nach Auswegen. Als eine brauchbare Alternative bot sich die Integration von Elementen außereuropäischer Musikkulturen, des Blues und des Jazz an. Diese Mittel erreichten jedoch nur ihren Zweck, wenn sich erfahrene Musiker ihrer bedienten.

Als sich im Sommer 1966 in London Eric Clapton (Gitarre), Jack Bruce (Baßgitarre, Mundharmonika, Gesang) und Peter Edward „Ginger“ Baker (Schlagzeug) zusammentaten, stand ihnen bereits ein beachtliches Erfahrungspotential zur Verfügung. Clapton (geb. 1945) hatte zuvor bei den Yardbirds und John Mayall‘s Bluesbreakers seine Spieltechnik so weit entwickelt, daß seine Fans ,,Clapton Is God“ an die Häuserwände schrieben. Bruce (geb 1943) spielte bei Alexis Korner, Graham Bond, John Mayall und Manfred Mann, bis er mit am Supergruppen-Ruhm der Cream zu basteln begann. Ginger Baker (geb. 1939) schließlich kommt vom Jazz.  Seine Lehrjahre absolvierte er in namhaften Bands des traditionellen Jazz, wie Mr. Acker Bilk, Bob Wallis und Terry Lightfoot. Bei Graham Bond fand er zum Blues.

Das musikantische Potential war vielversprechend – blieb die Frage des musikalischen Materials. „Im Grunde waren sie eine moderne Blues Band, aber sie machten Anleihen bei allem, was ihnen in den Weg kam, beim Rock’n’Roll ebenso wie beim Jazz oder bei Dylan. Bei ihnen brauste es los. Immer zer-malmten sie und brannten und schwitzten“, schrieb damals ein Kritiker. Schriftlich fixierte Kompositionen bildeten lediglich einen Rahmen für ausgedehnte kollektive und solistische Improvisationen. Schlagzeugsoli wie in „Toad“ waren vordem nur vom Jazz bekannt. Die Vorlagen lieferten Jack Bruce und Eric Clapton, aber auch Bluesklassiker wie Willie Dixon und Robert Johnson. Die Texte von Pete Brown, der später auch als Trompeter und Bandleader in Gruppen wie The Battered Ornaments, Piblokto und Bond and Brown aktiv war, sind skurril und oft nur Füllsel für die instrumentalen Glanzstücke der drei Solisten. Denn eine Band der Solisten blieb Cream in den zwei Jahren ihres Bestehens. Das Motto der Gruppe, „Vergiß den Zweck, vergiß den Songtext, mach einfach Musik!““, erwies sich auf die Dauer nicht als tragfähig genug, den hochgestellten Erwartungen der Musiker und ihres Publikums zu genügen. „Die Improvisationen, die früher spontan kamen, wurden immer mehr zur inhaltslosen Masche; jeder von uns reproduzierte seine Klischees.“ (Eric Clapton) Am längsten hat sich das Ideal der spontanen Improvisation bei den großen Live-Konzerten der Gruppe erhalten, wie überhaupt die Studioaufnahmen das musikalische Anliegen der Cream nur unvollkommen widerspiegeln. Trotzdem erscheinen immer wieder neue Kompilationen. Entscheidenden Anteil an den Aufnahmen hat das Produzententeam Felix Pappalardi / Tom Dowd. Pappalardi spielte bei vielen Aufnahmen Viola, Trompete, Orgel, Piano und andere Instrumente. Ein weiterer Mitspieler, unter dem Pseudonym „L’Angelo Misterioso“ versteckt, war George Harrison, zu hören in „Badge“.

Fünf Langspielplatten dokumentieren das kurze Leben der „crème de la crème“ des Rock der Endsechziger: „Fresh Cream“ (1967), „Disraeli Gears“ (1967), „Wheels Of Fire“ (2 LPs, 1968), „Goodbye Cream“ (1969). „Live Cream“ und „Live Cream Vol. 2“ erschienen bereits nach der Auflösung der Gruppe. Am 26. November 1968 stand das Trio in der Londoner Royal Albert Hall zum letzten Mal auf der Bühne. Pappalardi versuchte bald darauf mit seiner Gruppe Mountain eine amerikanische Fortsetzung der Cream, hatte damit aber nur mäßigen Erfolg.

Im Juni 1969 waren Eric Clapton und Ginger Baker wieder zusammen. Manager Robert Stigwood hatte mit ihnen sowie Steve Winwood von Traffic und Rick Grech von Family – und natürlich wieder mit einem riesigen Reklameaufwand – eine neue Supergruppe aus der Taufe gehoben. Der „blinde Glaube“ (Blind Faith) – woran auch immer – währte allerdings nur sechs Monate. Ginger Baker versuchte auch mit seinen späteren Gruppen – Air Force, Africa ´70, Salt, Baker-Gurvitz-Army, Hawkwind und anderen – seine Perkussions-Improvisationen in der Rockmusik zu verankern. Jack Bruce spielte nach dem Zerfall der Cream mit Larry Coryell, Graham Bond, Tony Williams, Larry Young, John McLaughlin, Leslie West, Carla Bley, Mick Taylor, Billy Cobham und anderen in wechselnden Besetzungen. Eric Clapton schließlich ging mit Delaney und Bonnie Bramlett auf Tournee, produzierte zahlreiche Langspielplatten mit wechselnden Begleitformationen und ist nach wie vor ein gefragter Studiomusiker.

Alle drei ehemaligen Cream-Musiker haben sich entscheidend weiterentwickelt, sind zu Schlüsselfiguren in der Geschichte der Rockmusik geworden, ohne sich auf einmal erworbenen Lorbeeren ausruhen zu wollen. Die Gruppe Cream war für sie eine Station, ein Experimentierfeld, das wesentlich zu ihrer Entwicklung als Musikerpersönlichkeiten beigetragen hat und zahllose Musiker und Gruppen nach ihnen beeinflußte.

Rainer Bratfisch (1984)

Titelliste

A1 – Sunshine Of Your Love – 4:10
(Jack Bruce / Peter Brown / Eric Clapton)

A2 – Badge – 2:45
(Eric Clapton / George Harrison)

A3 – Crossroads – 4:15
(Robert Johnson)

A4 – White Room – 5:00
(Jack Bruce / Peter Brown)

A5 – Strange Brew – 2:50
(Eric Clapton / Felix Pappalardi / Gail Collins)

A6 – Sitting On The Top Of The World – 5:00
(Chester Burnett)

B1 – Born Under A Bad Sign – 3:10
(Booker T Jones / William Bell)

B2 – Spoonful – 6:30
(Willie Dixon)

B3 – Tales Of Brave Ulysses – 2:45
(Eric Clapton / Sharp)

B4 – I Feel Free – 2:50
(Jack Bruce / Peter Brown)

B5 – I’m So Glad – 9:10
(Skip James)

Cream:
Eric Clapton (g, voc)
Jack Bruce (bg, voc)
Ginger Baker (dr)

Übernahme von der Deutschen Grammophon Gesellschaft mbH, Hamburg/BRD

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Foto: DGG
Gestaltung: Manfred Kempfer
Lithografie und Druck: VEB VMW „Ernst Thälmann“,
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